Sa Pa und Fansipan, Vietnam (mit Bildergalerie)

Hallo Leute!

Nun moechten wir Euch von unseren Abenteuern in Sa Pa im auessersten Nordwesten Vietnams erzaehlen. Von Hanoi aus fuhren wir in einem Nachtbus in Bergdorf, das nur wenige Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt liegt. Da der Bus sehr leer war, konnten wir uns die Plaetze aussuchen und verbrachten eine sehr bequeme Nacht (mal abgesehen von der Hitze des Motors unter uns und den Kakerlaken) zusammen mit zwei deutschen Maedchen in der hintersten Liegesitzreihe mit jeder Menge Beinfreiheit. Als wir morgens in Sa Pa ankamen war es so neblig, dass man kaum 30 Meter weit sehen konnte. Daher verliefen wir uns auch erst einmal auf dem Weg zum zu unserem Luong Thuy Family Guesthouse.

Waehrenddessen wurden wir von unzaehligen, sehr netten und kleinen H’mong-Frauen angesprochen, ob wir nicht ihr Dorf besuchen, Schmuck kaufen, etc. wollten. Die H’mong gehoeren wie die Dzay und viele andere zu den Minderheiten-Voelkern in Vietnam, Laos und China. Bei ihnen haben ausnahmsweise mal die Frauen das Sagen. Erwaehnenswert ist auch die Tatsache, dass sie mit staatlicher Genehmigung Opium rauchen duerfen, was wir auch haeufig beobachten konnten (auch die Auswirkungen). Nunja, schliesslich kamen wir im Guesthouse an und bezogen ein geraeumiges Zimmer mit Balkon und super Ausblick auf: Nebel. 🙂

Unser Ziel fuer unseren Ausflug nach Sa Pa war es, den hoechsten Berg Vietnams, den Fansipan, zu besteigen. Da das nur mit Guide erlaubt ist, klapperten wir erst einmal einige Hotels ab, um uns nach Touren zu erkundigen. Uns wurde auf Grund des Wetters aber geraten, nicht direkt am naechsten Tag zu starten, sondern noch einen Tag zu warten. Daher vergnuegten wir uns erst einmal in einem Schwanen-Tretboot auf einem kleinen See. Von einigen Stellen aus konnte man nicht einmal mehr das Ufer sehen, hoerte aber trotzdem die Mopeds in geringer Entfernung an einem vorbeifahren. Das war sehr witzig.

Neben Sa Pas Status als Hiking-Hochburg Vietnams hat es ausserdem noch den Titel als The North Face-Fake-Hochburg verdient. In unzaehligen Strassen- und Ladengeschaeften gibt es hier qualitativ ueberraschend gute Jacken, Handschuhe und anderes Wander-Equipment aus chinesischer Produktion fuer kleines Geld zu kaufen. Auch Christin nutzte die Gelegenheit und kaufte sich eine coole Allwetterjacke fuer 18 Euro. Erks Friseurbesuch ging leider etwas daneben. Irgendwie hatte der Friseur wohl etwas falsch verstanden, jedenfalls fuhr er mit dem 8-Millimeter-Aufsatz seitlich einmal ueber Erks Kopf, bevor er reagieren konnte. Daraufhin wurde dann die ganze Frisur deutlich kuerzer als geplant… 🙁

Am naechsten Tag machten wir mit Miriam und Nadja (die Beiden aus dem Bus) eine Roller-Tour. Miriam bestieg das erste Mal seit sechs Jahren wieder solch ein Gefaehrt und hatte eine Lernkurve, von der die Eiger-Nordwand sich in Sachen Steilheit noch eine Scheibe abschneiden konnte. Nach kurzer Zeit heizte sie auch ueber unwegsames Gelaende und Erk hatte Probleme, hinterherzukommen. Zusammen fuhren wir im Nebel zum Silver Waterfall und ueber den Tra-Tom-Pass, der eine Wetterscheide fuer die Region darstellen sollte. Leider war auf der anderen Seite aber genauso dicker Nebel… 🙁

Nach einer heissen Schokolade, Pizza und Kuchen besuchten wir dann noch das H’mong-Dorf Ta Phin. Einen Anblick, den wir nicht so schnell vergessen werden, stellte der tote Hund dar, der in heissem Wasser eingelegt war und gerade “gerupft” wurde, offensichtlich als Vorbereitung fuers Kochen. Sonst war das Dorf eigentlich nicht so spannend. Es gab viele Reisfelder, kleine Huetten und wieder jede Menge Frauen, die uns etwas verkaufen wollten. Wir hatten uns vorgenommen, als “Eintritts-Ersatz” etwas zu kaufen und entschieden uns fuer einen silbernen Armreifen fuer Christin.

Mit einem kleinen Tagesrucksack (Regenzeug, Pullover, Wasser, Zahnbuerste) bepackt ging es am naechsten Tag auf zur Tour auf den Fansipan. Unser Guide Tra (sprich: Tscha) brachte uns mit einem weiteren Fahrer auf zwei Xe Oms (Motorraedern) zum Tra-Tom-Pass (1900 m), von wo aus wir uns zu Fuss aufmachten. Tra uebernahm dabei die Rolle als Guide, Traeger und Koch. In seinem Bambuskorb war unsere gesamte Verpflegung fuer zwei Tage enthalten. Und so ein Bambuskorb ist nicht gerade fuer seinen Tragekomfort bekannt, was Erk zu spueren bekam, als er sich mit Tra mit dem Tragen abwechselte. Die duennen Schultergurte drueckten ganz ordentlich auf die Schluesselbeine und der Korb lag auf Grund von Erks Koerpergroesse auf seinen oberen Lendenwirbeln auf. 🙁

Zuerst ging es zwei Stunden lang durch einen urigen Wald relativ flach bis zum ersten Basecamp auf 2.200 Metern. Dort nahmen wir ein leckeres Lunch aus Baguettes, Kaese, Bananen, Tomaten und Gurke ein und schauten den kleinen Hunden, die dort wohnen, beim Spielen zu. Dann ging es weitere drei Stunden durch Bambuswaelder, Buesche und ueber Felsen und Bergkaemme recht steil bis zum zweiten Basecamp auf 2.800 Metern. Auf dem Weg waren auch einige Kletterpassagen und wir waren ganz schoen kaputt, als wir oben ankamen. Das lag auch nicht zuletzt daran, dass wir uns mit Tra wohl irgendwie missverstanden hatten. Jedenfalls hatten wir fuer den zweiten Teil des Aufstiegs kein Wasser dabei… 🙂

Inzwischen war es auch schon ganz schoen kalt geworden und wir freuten uns, dass wir uns zu den Guides an das Feuer in der Kuechen-Huette setzen durften. Hier tranken wir einen warmen Tee und wurden Zeugen, wie Tra mit einfachsten Mitteln ein Abendessen zauberte, das wir sehnlichst erwarteten. Es gab: ein Huehnchengericht, ein Schweinefleischgericht, ein Rindfleischgericht, ein vegetarisches Gericht, Pommes und jede Menge Reis als Beilage. Zusammen mit Tra und vier anderen Wandergruppen assen wir in der Schlafhuette, bis wir fast platzten.

In der Schlafhuette gab es einen matschigen Gang in der Mitte und an beiden Seiten mit Bambusmatten bedeckte Holzbretter, die als Bett dienten. Darunter befand sich jede Menge Muell und die eine oder andere Ratte, die sich daran labte. (Waehrend unserer ganzen Suedostasien-Tour ist uns aufgefallen, dass es die Einheimischen in der Regel mit der Muellentsorgung nicht so genau nehmen. Wir glauben, sie sehen die Umwelt als einen riesigen Muelleimer.) Zum Schlafen bekamen wir zwei duenne Schlafsaecke und nutzten unsere Baumwoll-Schlafsaecke als Kopfkissen. Dementsprechend kalt und hart war die Nacht und wir bekamen nicht sehr viel Schlaf.

Gott sei Dank standen wir schon um halb sechs Uhr morgens auf und bekamen eine Pho (sprich: Foe, mit steigender Betonung), jene Nudelsuppe mit Fleischeinlage, die uns schon seit Laos nicht so sehr gefiel. Dieses Mal gefiel uns die warme Suppe jedoch ausserordentlich gut. Christin liess sich sogar zu folgender Aussage hinreissen:

Pho. Das ist jetzt das beste Fruehstueck, das es gibt. — Christin

Anderthalb Stunden spaeter hatten wir als Erste an dem Tag den Gipfel (3.143 Meter) erreicht. Leider war um uns herum nur Nebel, sodass wir uns von Tra erklaeren lassen mussten, was man eigentlich haette sehen koennen. Wir freuten uns aber trotzdem, dass wir den Aufstieg mit unseren untrainierten Beinen so gut geschafft hatten und erfrischten uns mit einer Power-Orange und einem Milo (sehr populaeres, kakaohaltiges Milchgetraenk).

Gestaerkt ging es dann an den Abstieg, den wir mit sehr wenigen kleinen Pausen bis zum ersten Basecamp durchhielten. Dort gab es dann ein weiteres Lunch und dann ging es zurueck zum Pass, wo Tras Motorrad auf uns wartete. Eigentlich hatten wir mit einem weiteren Fahrer gerechnet, der uns abholen sollte, den gab es aber nicht. Daher fuhren wir zu dritt (+ Korb auf Christins Ruecken) auf der klapprigen Honda den Berg runter. Tra fuhr aber wirklich sehr langsam und vorsichtig, daher war es kein Problem.

Wieder zurueck in Sa Pa gaben wir erst einmal unsere Klamotten und Schuhe in die Reinigung, da alles ziemlich schlammig war. Dann ruhten wir uns den Rest des Tages aus, schrieben Blog und kuemmerten uns um einen Bus zum Bahnhof in Lao Cai, von wo aus wir am naechsten Tag mit dem Zug zurueck nach Hanoi fahren wollten.

Zu guter Letzt moechten wir denjenigen, die vor einem geplanten Trip nach Sa Pa auf diese Seite stossen, noch zwei kulinarische Tipps geben. Im indischen Xua & Nay Restaurant (150 Meter weiter ausserhalb als das Friendly Hotel) kann man sehr leckere, aussergewoehnliche, guenstige und ueberwiegend vegetarische Koestlichkeiten aus Indien probieren. Leckere Burger gibt es auch. Wer es lieber vietnamesisch mag, sollte es hinter dem Marktplatz in der Garkueche versuchen, auf deren Schild folgendes steht: Lau, Com – Pho, Binh Dan, Thang Co – Thap Cam. Wir glauben, dass Binh Dan der Name ist, sind uns aber nicht sicher. Dort bekommt man auch als westlicher Tourist die echten Preise, die Portionen sind grosszuegig und das Essen ist super-lecker! Man erreicht sie, indem man in die Strasse gegenueber des Thien Ngan Hotels einbiegt und  nach ca. 60 Metern eine schmale Treppe nach rechts hinauf geht. Direkt ueber der Treppe ist das beschriebene Schild zu sehen, die Garkueche ist hinter der Treppe direkt rechts.

Wer auch mit Tra eine zweitaegige Tour auf den Fansipan machen moechte, kann sie im Friendly Hotel buchen. Wir haben 70 Dollar pro Person bezahlt und konnten auch keinen guenstigeren Preis bei anderen Hotels finden. Zu bedenken ist allerdings, dass der Guide/Traeger/Koch von den 140 Dollar nur 30 Dollar bekommt. Weitere 30 Dollar gehen an den Nationalpark, schaetzungsweise 10 Dollar werden fuer die Verpflegung aufgewendet. Wir fuerchten, dass der Rest an das Friendly Hotel geht. Wer lieber versuchen moechte, Tra direkt zu kontaktieren, kann dies unter der Handynummer (wird nachgereicht) tun oder sich im Dorf Cat Cat zu ihm durchfragen.

Der Ausflug auf den Fansipan war eine einmalige Erfahrung und trotz der (relativen) Kaelte ein wunderschoenes Naturerlebnis, das uns einen ganz schoenen Muskelkater beschert hat. Im naechsten Bericht erfahrt ihr dann, welche Eindruecke wir waehrend unserer drei kurzen Aufenthalte in Hanoi gewinnen konnten. Bis dann!

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