Grenze und Phnom Penh, Cambodia (mit Bildergalerie)

Moinsen!

Unsere Geschichte geht nun mit der Reise nach Kambodscha weiter. Und die Reise selbst war auch schon sehr spannend. Wir hatten eigentlich schon ein elektronisches Visum fuer Kambodscha, allerdings stammte das noch aus einer Zeit, als wir planten, ueber Thailand nach Kambodscha zu reisen. Am Grenzuebergang Dong Krolor, ueber den wir von Laos einreisen wollten, war es leider nicht gueltig. Von den Viertausend Inseln wieder zurueck auf dem Festland bot uns der nette Mann von der Busgesellschaft sofort an, sich fuer 30 Dollar pro Person um alle Visumsangelegenheiten an der Grenze zu kuemmern. Wir vermuteten natuerlich eine Abzocke und sagten, dass wir uns an der Grenze selber darum kuemmern wollten. Laut unseres Reisefuehrers gab es an der Grenze naemlich Visa-on-Arrival (Sofortvisa), man sollte sich nur auf die Gier der Grenzbeamten gefasst machen. Das wollten wir selbst einmal erleben.

Nach sieben Kilometern Fahrt waren wir schon an der Grenze und der Busgesellschaftsmann spazierte mit vielen Fahrgaesten im Schlepptau einfach rueber. Wir mussten uns erst einmal einen Ausreisestempel auf der laotischen Seite holen. Bei unserem Vorgaenger in der Schlange beobachteten wir, wie der Grenzbeamte auf das Hinueberreichen des Passes mit einem gelangweilten „Two Dollars“ reagierte. Damit reagierte er eigentlich auf alles, was unser Vorgaenger zu ihm sagte. Weil er keinen kleineren Schein hatte, musste er letztlich einen 100-Dollar-Schein hineinreichen und wartete fortan auf sein Wechselgeld. Das Schild mit dem eigentlichen Schmiergeld-Preis von 10.000 Kip (1 Euro) hatte der Grenzbeamte beim Anblick von westlichen Touristen uebrigens schnell entfernt, allerdings nicht schnell genug. Einer hatte es gesehen und darum probierte Erk es mal mit diesem Betrag im Pass und hatte sogar Erfolg. Mega abgespart! Weil wir keine Kip mehr hatten, musste Christin leider die vollen 2 Dollar bezahlen.

Weiter ging es zu Fuss rueber nach Kambodscha. Dort erwartete uns zuerst der „Quarantaene-Service“, eine kostenpflichtige „Untersuchung“ durch eine Krankenschwester, die mit einem Infrarotthermometer einmal die Temperatur am Hals misst. Davon hatten wir schon gelesen und versuchten deshalb, uns daran vorbeizuschleichen und den Aufpasser gekonnt zu ignorieren. Dies gelang zunaechst und wir kamen zum „Visum-Service“. Dort bezahlten wir jeder die regulaeren 20 Dollar fuer das Visum und eine anscheinend nicht verhandelbare „Stempelgebuehr“ in Hoehe von 5 Dollar. Dafuer erhielten wir einen huebschen, ungestempelten Visumsaufkleber in den Pass eingeklebt und liefen zur Stempelstation weiter.

Jedoch hatten wir nicht mit der Penetranz des Quarantaene-Aufpassers gerechnet, der uns wieder erspaehte und direkt beim Oberstempler verpfiff. Auch Erks Hinweis, dass er Arzt sei und sich selber schon untersucht haette, liess nur einen der untergebenen Stempler kurz zoegern. Der Oberstempler verweigerte uns weiter den Einreisestempel. Da wir sowieso noch eine Einreisekarte ausfuellen mussten, verzogen wir uns erst einmal wieder ein wenig zurueck, fuellten die Karte aus und versuchten es erneut. In letzter Sekunde erkannte uns aber einer der Stempler wieder, wir gaben uns geschlagen und zahlten beide noch einen Dollar fuer die „Untersuchung“.

Schliesslich hatten wir insgesamt 55 Dollar bezahlt, also 5 Dollar gespart und gleichzeitig noch ein kleines Abenteuer erlebt. Jedoch waren wir beide innerlich auf 180 und unglaublich sauer auf die Drecksaecke an der Grenze, die an jedem (!) Reisenden mindestens viermal so viel verdienten wie einer der ueber vier Millionen Menschen am Tag (!), die unter der Armutsgrenze von 1,25 Dollar leben.

Nunja, nach zwei Stunden des Wartens auf einen Bus ging es dann ueber holprige und teils von Wasserbueffeln versperrte Strassen weiter nach Phom Penh, die Hauptstadt Kambodschas. Nach insgesamt 14 Stunden waren wir dann auch da, wurden nachts irgendwo in der Pampa abgesetzt und noch einmal von einem Tuk tuk-Fahrer ausgenommen. Unser Hotel, das Hong Phann, ueberraschte uns dann aber positiv. Fuer 8 Dollar nahmen wir uns ein kleines Doppelzimmer, sogar mit Fernseher.

Am naechsten Tag liefen wir erst einmal drauf los, um dem Tuk tuk-Fahrer zu entrinnen, der auf einmal wieder vor unserem Hotel aufgetaucht war und mit uns eine Tagestour machen wollte. Der Verkehr war mal wieder sehr lebendig und man kann die Unterschiede zwischen arm (keine Beine) und reich (Bentley) sehr deutlich beobachten. Witzig fanden wir die Cyclos. Das sind Fahrradrikschas, bei denen der Fahrgast vor dem Fahrer sitzt. Irgendwann hatten wir zu Fuss den Tonle Sap erreicht, der hier in den Mekong muendet, und liefen seine schoene Promenade entlang. Uns fiel auf, dass alles irgendwie viel aufgeraeumter aussah als in Laos. Und es gab sogar Muelleimer.

Kleiner Astronomie-Exkurs: Einige Tage frueher lag uebrigens der subsolare Punkt in Phnom Penh, also der Punkt, ueber dem die Sonne im Zenit steht. Dieser Punkt verschiebt sich im Jahresverlauf zwischen den Wendepunkten und Erk jagte ihm in Richtung Sueden nun schon seit Thailand hinterher, als wir ihn eines Nachts gedankenlos nach Norden fahrend ueberquerten. Naja, jedenfalls brannte die Sonne von 88,4 Grad ueber uns noch ziemlich senkrecht auf uns hinunter und selbst die riesigen Flaggenmasten warfen nur einen winzigen Schatten.

Eine leckere Pizza bei Happy Herbs Pizza staerkte uns nach dem anstrengenden Vortag. Im National Museum gab es dann unzaehlige Statuen, Reliefs und bei Ausgrabungen gefundene Schmuckstuecke zu sehen. Wir erfuhren, dass Deutschland sich in Kambodscha an einigen archaeologischen Projekten beteiligt und sahen auch einen Film ueber die Arbeit deutscher Wissenschaftler. Das Museumsgebaeude selbst ist im Stile eines Tempels erbaut und richtig schoen. Ausserdem gibt es Fische im Innenhof, die sehr gut auf die Schatten sich naehernder Besucher konditioniert sind.

In unserem Reisefuehrer hatten wir gelesen, dass es in Phnom Penh richtige Supermaerkte geben sollte. Auf der Suche nach einem irrten wir etwas umher, landeten zwischendurch bei einem Friseur, beim westlichen und sehr teuren Kaffeeladen True Coffee und beim zentralen Markt und fanden schliesslich einen Supermarkt, in dem wir uns mit Deo, Milch und Feuchtigkeitscreme (Christin) eindeckten.

Am naechsten Tag fruehstueckten wir bei Lucky Burger, einem kambodschanischen McDonald’s-Abklatsch. Waehrenddessen fing es an, unglaublich doll zu regnen, sodass wir es uns danach noch im angrenzenden True Coffee bequem machten, bis der Regen etwas nachliess. Dann konnten Erk die allgegenwaertige Frage „Sir, Tuk tuk?“ endlich bejahen und wir liessen uns zum Voelkermordmuseum Toul Sleng bringen. Dabei handelt es sich um eine Schule, die waehrend des Regimes der Roten Khmer zu einem Folter-Gefaengnis umgebaut wurde und seit dem Einmarsch Vietnams 1979 als Museum dient. Hier wurden in den vier Jahren des Regimes 20.000 Menschen gefoltert und bestialisch ermordet. Die Ausstellung zeigt einige Raeume noch im Originalzustand und beschreibt die Vorgaenge voellig ungeschoent. Das Museum ist auf jeden Fall nichts fuer schwache Nerven.

Nachmittags holten wir dann noch unsere Paesse mit einem frischen Vietnam-Visum aus einem Reisebuero am Fluss ab. Diese Aufgabe hatten wir uns das erste Mal auf unserer Reise abnehmen lassen, weil die vietnamesische Botschaft etwas weit ab vom Schuss lag. Ausserdem war es sogar guenstiger als in der Botschaft selbst, wie auch immer das sein kann. Bei der Gelegenheit besorgten wir uns auch gleich ein Bus-Ticket fuer die Weterreise nach Siem Reap in der Naehe der Tempel von Angkor. Dies sollte sich als unvergesslicher Ausflug in die Zeit der Angkorianischen Epoche (9. bis 16. Jahrhundert) erweisen, doch das ist eine andere Geschichte…

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